Die Alte Brauerei hat 2003 erstmals am Tag des Offenen Denkmals der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (www.denkmalschutz.de) teilgenommen. Dr. Monika Ryll war die Leiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde in Mannheim und fasste 2006 für die Besucher die wichtigen Informationen zusammen.

Die ehemalige Badische Brauerei in Wohlgelegen

2006 Offenes Denkmal Ryll

Nach der Reichsgründung 1871 setzte in Deutschland eine Flut von Firmengründungen ein, die die nächsten zehn Jahre zur so genannten Gründerzeit apostrophierten. In diese Phase fällt auch die Neugründung bzw. Verlegung von Mannheimer Brauereien in das höher gelegene Gebiet jenseits des Neckars. In kurzer Zeit siedelten sich dort an der Käfertaler Straße mehrere Brauereien an.

Der aus dem Kraichgau stammende Christoph Hof(f)mann hatte zusammen mit seinem älteren Bruder Edmund schon mehrere Jahre die Eichbaum-Brauerei in P 5 geführt, als er sich auszahlen und um 1880 in Wohlgelegen eine neue Brauanlage errichten ließ. Die Mannheimer Baufirma F. & A. Ludwig, die etliche Gebäude auf dem Grundstück hochgezogen hatte, lieferte vermutlich auch die Entwürfe für die Mälzerei. Im neuen Bierkeller wurde der Schlussstein im Jahre 1883 gesetzt. Ein Jahr später war die Direktorenvilla fertig. Zum Gesamtkomplex gehörten u. a. auch ein Kohlekraftwerk, Stallungen, Dunggruben und eigene Tiefbrunnen. Seit 1886 firmierte das Unternehmen als Badische Brauerei AG Mannheim. Doch Christoph Hof(f)mann leitete die Firma bis zu seinem Ausscheiden 1890 nur noch wenige Jahre. Im Oktober 1892 zog er sich nach Heidelberg zurück. Früh verwitwet, überlebte er sechs seiner acht Kinder.

Im Ersten Weltkrieg wurde die Produktion der Badischen Brauerei Mannheim eingestellt und bald auch die Firma aufgelöst. Die Gebäude erfuhren seitdem verschiedene Umnutzungen. 1920 zog die Tabakfabrik Wilhelm Niderehe ein. Mit den zahlreichen Luftangriffen auf Mannheim während des Zweiten Weltkriegs erlitt die ehemalige Badische Brauerei schwere Schäden, die nur mühsam behoben werden konnten. Nach 1945 ließen sich in den Gebäuden mehrere Kleinbetriebe nieder. 2002 begannen die ersten Überlegungen zur Sanierung und zum Umbau des Industriedenkmals, das an der Ausfallstraße nach Feudenheim mit seiner stattlichen Gesamtlänge von fast 140 m einen Ortsbild prägenden Akzent setzt. Es dauerte aber noch zwei Jahre, bis Anfang 2004 die Gerüste gestellt wurden. In den Loft-Etagen entstanden mittlerweile 4000 qm anspruchsvolle Büros mit einem neuen Foyer und neuer Zentral­erschließung. Eine interessante Umnutzung stellt der Hörsaal der Fakultät für klinische Medizin Mannheim dar. Und in der unterirdischen Säulenhalle finden kulturelle Veranstaltungen statt.

Der in mehrere Höhen gestaffelte bis zu fünfgeschossige neoromanische Backsteinbau wird durch Lisenen, Gesimse und Rundbögen gegliedert. Die starke Durchfensterung aller Geschosse lässt die Öffnungen zu einem wesentlichen Gestaltungsmerkmal der Fassade werden, so dass die neuen Metallsprossenfenster mit größter Sorgfalt ausgewählt wurden. Der gelbe und rote Backstein sowie der Buntsandsteinsockel erhielten mit der aufwändigen Fassadenreinigung ihre materialansichtige Farbigkeit zurück. Im Innern sind besonders die schönen Gewölbekeller und Hallen mit gusseisernen Säulen, die den großzügigen Räumen einen sakralen Charakter verleihen, erwähnenswert.

Das Mälzereigebäude und die ehemalige Direktorenvilla haben als Sachgesamtheit Dokumentationswert aus heimatgeschichtlichen und künstlerischen Gründen und stellen somit Kulturdenkmale im Sinne des § 2 Denkmalschutzgesetz Bad.-Württ. dar. Aufgabe und Ziel der Denkmalpflege ist es, die historische Substanz als materielles unwiederbringliches Dokument der Vergangenheit zu wahren, zu pflegen und zu schützen. Dies erscheint als kulturelle Verpflichtung gerade nach den verheerenden Zerstörungen im Zweiten Weitkrieg und in der Wiederaufbauphase zwingend notwendig. In Mannheim stehen derzeit 1.700 Gebäude unter Schutz; das sind 2 % der gesamten Bausubstanz.

Dr. Monika Ryll / Untere Denkmalschutzbehörde Mannheim / 2006

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